Audemars Piguet feiert im September sein 150-jähriges Jubiläum, und die Botschaft ist überraschend einheitlich: Man nehme die Komplikationen, die die Marke gut kennt, und mache sie tragbarer. Anstatt Sammler mit massiven Gehäusen oder übermäßig komplexen Anzeigen zu überfordern, setzt AP auf Verfeinerung. Das Ergebnis sind zwei unterschiedliche Neuerscheinungen. Einerseits schrumpft der ewige Kalender in den Kollektionen Royal Oak und Code 11.59 auf ein 38-mm-Format. Andererseits kehrt der Code 11.59 Selfwinding Flying Tourbillon mit drei Steinzifferblättern zurück, die der Uhr ein persönlicheres und haptischeres Gefühl verleihen.
Der Ewige Kalender in 38 mm
Ewige Kalender umgaben schon immer einen Hauch von Geheimnis. Sammler bewunderten sie, trugen sie aber oft mit Skepsis. Warum? Weil die Uhrwerke empfindlich, die Gehäuse meist groß und der Einstellvorgang einschüchternd sind. AP hat mit den neuen 38-mm-Modellen alle drei Probleme gelöst.
Die Royal Oak-Versionen wirken sofort vertraut, wurden aber dennoch dezent modernisiert. Eine ist aus Edelstahl mit einem hellblauen Grand Tapisserie-Zifferblatt, die andere aus 18 Karat Roségold mit einem beigen Zifferblatt. Beide behalten die ikonische Geometrie des Royal Oak-Gehäuses bei, doch im Inneren schlägt das neue Kaliber 7136, eine Variante des 7138, das erstmals in 41-mm-Modellen erschien. Der größte Unterschied? Der Wegfall der Wochenanzeige. Durch die Vereinfachung der Anzeige verbessert AP die Lesbarkeit ohne Kompromisse bei der Genauigkeit. Das Uhrwerk selbst ist nur 4,1 mm hoch, bietet 55 Stunden Gangreserve und steuert alle Funktionen über die Krone.
Der ewige Kalender Code 11.59 bleibt traditioneller, behält die Wochenanzeige bei und verwendet das Kaliber 7138. Mit 38 mm x 9,9 mm wirkt die Uhr schlanker und ansprechender. Das grüne, geprägte Zifferblatt, entworfen vom Guilloche-Spezialisten Yann Von Kaenel, spielt mit dem Licht und vermeidet so die Monotonie geprägter Muster. Es handelt sich zwar immer noch um einen ewigen Kalender, der jedoch keine ständige Aufmerksamkeit erfordert.
Eine benutzerfreundlichere Schnittstelle
Eine der stillen Revolutionen ist der Verzicht auf gehäuseseitige Korrektoren. Anstatt mit einem Werkzeug an den Stiftdrückern herumzustochern, nehmen Besitzer die Einstellungen nun vollständig über die vierstufige Krone vor. Ein Gleittriebsystem verbindet die Krone mit dem Kalendermechanismus. Noch besser: Ein Sicherheitsfenster auf der 24-Stunden-Skala warnt vor der Einstellung während der Umstellungszeit von 21 Uhr bis 3 Uhr morgens. Sollte man es dennoch vergessen, ist die Uhrwerksarchitektur so konzipiert, dass sie den Fehler ohne Beschädigung verkraftet. Es klingt wie ein kleines Detail, doch vielen Sammlern nimmt es die Scheu, die Uhr tatsächlich zu benutzen.
Auch die Zifferblattgestaltung profitiert von der Neugestaltung. Wochentag bei der Neun, Datum bei der Zwölf, Monat und Schaltjahr bei der Drei und die Mondphase bei der Sechs. Das Ganze wirkt ausgewogener, leichter lesbar und natürlicher. Die Mondscheibe basiert auf einem von der NASA erstellten Bild der Mondoberfläche und verleiht der Komplikation einen Hauch von Realismus. Und bei genauerem Hinsehen fallen die gleichmäßig verteilten Ziffern auf, die durch ein patentiertes 31-Zahn-Rad entstanden sind. Auch hier handelt es sich um subtile Änderungen, die aber zusammen einen Kalender ergeben, der weniger einschüchternd wirkt.
Royal Oak oder Code 11.59?
Die Wahl zwischen den beiden Ewigen Kalendern ist eine Frage der Persönlichkeit. Die Royal Oak-Modelle bleiben vertrauten Signaturen treu, sei es in der kühlen Kombination aus Stahl und Hellblau oder in der Wärme von Roségold mit Beige. Die azurierten Zähler und Leuchtzeiger sorgen für eine optimale Ablesbarkeit, während die Gehäuseabmessungen die Komplikation in einen tragbareren Bereich bringen.
Der Code 11.59 hingegen setzt auf Design. Die konzentrischen Guilloche-Kreise, unterbrochen von kleinen Löchern, erzeugen ein Texturspiel, das eine genaue Betrachtung belohnt. Mit seinen hohlen Bandanstößen und der komplexen Mittelgehäuse-Architektur fühlt er sich immer noch wie ein Code 11.59 an, wirkt aber nicht mehr überdimensioniert oder nur für besondere Anlässe reserviert.
Jeder ewige Kalender ist auf 150 Exemplare limitiert und mit Gedenkgravuren versehen. Bei einigen Versionen ist die Mondphasenscheibe mit dem Vintage-Schriftzug „Audemars Piguet“ versehen. Eine dezente, aber elegante Art, das Jubiläumsjahr zu feiern.
Die Rückkehr der Tourbillons mit Steinzifferblatt
Während es bei den ewigen Kalendern um Benutzerfreundlichkeit geht, stehen bei den September-Tourbillons Oberfläche und Farbe im Vordergrund. AP greift seine Experimente mit Hartgesteinszifferblättern aus den 1960er-Jahren wieder auf, diesmal im Code 11.59 Selfwinding Flying Tourbillon. Das Gehäuse schrumpft auf 38 mm x 9,6 mm – Proportionen, die Präsenz und Komfort in Einklang bringen.
Drei Steine werden angeboten: Rubinwurzel in Rot, Sodalith in Blau und Malachit in Grün. Jeder Stein ist mit einem Edelmetallgehäuse kombiniert, das den Farbton des Zifferblatts verstärkt. Weißgold für Rubinwurzel, Roségold für Sodalith, Gelbgold für Malachit. Die Zifferblätter bestehen aus hauchdünnen Scheiben, poliert, um natürliche Maserungen und Variationen freizulegen. Keiner gleicht dem anderen. Rubinwurzel stammt aus Tansania, Sodalith aus Brasilien, Malachit aus Sambia. AP spielt sogar auf ihre symbolische Bedeutung an: Vitalität, Ruhe, Transformation.
Bei sechs Uhr sitzt das fliegende Tourbillon in einem Käfig aus der gleichen Legierung wie das Gehäuse und lässt das steinerne Zifferblatt als Hintergrund glänzen. Das Uhrwerk im Inneren ist das nur 3,4 mm hohe Kaliber 2968, das ursprünglich für die Royal Oak RD#3 entwickelt wurde. Es verfügt über einen peripheren Antrieb und einen Titankäfig, wodurch das Gewicht gering und die Energie stabil gehalten wird. Die fliegende Architektur, die nur von unten gestützt wird, verstärkt den optischen Eindruck noch mehr.
Alltagskleidung, nicht nur Schaustücke
Auffällig an beiden Kollektionen ist die Zurückhaltung. Es handelt sich nicht um Jubiläums-Feuerwerke für Museumsvitrinen. Die ewigen Kalender reduzieren die Reibung und machen eine der einschüchterndsten Komplikationen der Uhrmacherkunst weniger einschüchternd. Die Tourbillons mit Steinzifferblatt verleihen Kunstfertigkeit, bleiben aber dennoch praktisch genug für den Alltag.
Die Kalender sind auf jeweils 150 Exemplare limitiert und kosten CHF 82.500 für den Code 11.59, CHF 86.500 für die Royal Oak in Stahl und CHF 122.500 für die Royal Oak in Rotgold. Das Code 11.59 Flying Tourbillon mit Steinzifferblatt ist ebenfalls auf 150 Exemplare limitiert und kostet CHF 140.000. Erhältlich ab September.
Abschließende Gedanken
Jubiläumsjahre verleiten Marken oft zu spektakulären Auftritten. Was Audemars Piguet stattdessen getan hat, ist unauffällig interessanter. Mit dem Fokus auf 38-mm-Gehäuse, benutzerfreundliche Kalender und einzigartig anmutende Steinzifferblätter zeigt die Marke, dass Reife in der Uhrmacherei nicht nur auf technischen Meisterleistungen beruht, sondern auch auf dem Verständnis, wie Uhren in das Leben passen.
Als jemand, der ewige Kalender schon immer bewundert, aber gezögert hat, sie täglich zu tragen, finde ich das Einstellsystem nur über die Krone besonders clever. Und wenn ich mir diese Malachit-Tourbillons ansehe, kann ich mir vorstellen, sie einfach aufgrund ihrer Stimmung an einem bestimmten Morgen auszuwählen. Geht es beim Besitz einer großartigen Uhr nicht genau darum – nicht nur das Uhrwerk zu bewundern, sondern es auch im Alltag zu genießen?